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Offener Feldbrand

BILD: Ein Haufen kleine graue und braune Tonobjekte mit Ornamenten und bildlichen Darstellungen
Verschiedene im offenen Feldbrand gebrannte Tonobjekte.

Mich interessierte am Ende des letzten Jahrtausends wie man Ton findet, aufbereitet, formt und im offenen Feuer brennt. Auf diese Weise entstanden schon vor über 25.000 Jahren die ersten Keramiken (beispielsweise die Venus von Dolní Věstonice). Sozusagen experimentelle Archäologie. Heute brenne ich gelegentlich kleine Andenken in den Feuern von Vollmondtreffen, Sonnenwenden, Tag- und Nachtgleichen, Geburtstagen oder zu sonstigen Gelegenheiten.

Finden

Ton findet man oft an stehenden Gewässern, denn eben dieser verhindert das versickern des Wassers. Wenn die zerrissen gewölbten Schollen ausgetrockneter Wasserstellen recht dick und fest sind, enthalten sie sicher viel Ton. Auch aus Lehm kann man meistens guten Ton waschen. Diesen kann man oft als Aushub an Baustellen finden. Auch Straßen- und Flurnamen können Hinweise geben (»Zur alten Ziegelei«, »Zur Lehmkuhle«, »Töpferweg«, etc.). Es gibt Ton in den unterschiedlichsten Farben. Spannend ist zudem in welcher Farbe er brennt (diese kann von der ursprünglichen Farbe durchaus abweichen).

Zuerst wurde ich in der Wahner Heide bei Köln an einem Bach in der Nähe einer Pfeifentongrube aus der frühen Neuzeit fündig, die ich auf einem Messtischblatt entdeckte. Ein hellbrauner Ton der (fast) weiss brennt. Ein paar Jahre später habe ich entdeckt, das der braune Hochflutlehm des Rheins sich ebenfalls erstaunlich gut brennen lässt.

BILD: Zwei flache Scheiben und drei Würstchen aus verschiedenfarbigen Ton
Guter Ton ist bei entsprechendem Wassergehalt glitschig und lässt sich gut kneten. Man kann ihn zu dünnen Würstchen rollen und wenn man Scheiben knetet, bilden sich keine/kaum Risse an den Seiten. Kurz; umso plastischer um so besser.

Es gibt zwei Dinge die den Ton unbrauchbar machen können und die man nicht auswaschen kann. Zu viel Staubsand (sogenannter Schluff/Silt) lässt das Tonobjekt nach dem trocknen brüchig werden oder gar zerbröseln. Ein Ton der zu viel Schluff enthält, verliert neben einer Druckstelle sofort seinen Glanz. Bei guten Ton bleibt die Stelle glatt und glänzend. Auch klebt guter Ton nach dem trocknen in Platten an den Händen, statt wie schluffiger Ton zu zerpulvern. Das zweite Problem sind Kalkkrümel, die gebrannte Objekte zersprengen können, wenn der – jetzt gebrannte – Kalk durch Feuchtigkeit aufquillt.

Aufbereiten

Ton und Lehm lassen sich – wenn sie einigermaßen rein sind – auch schon so brennen, wie sie gefunden wurden (vorher gut durchkneten). Aber wenn viel Sand, kleine Steinchen, Holz-, Wurzelstückchen oder Pflanzenreste drin sind und/oder feinere Objekte gestaltet werden sollen, sollte er gewaschen werden.

Wenn sich der Ton/Lehm gut bearbeiten lässt, kann man ihn in einem Gefäss mit Wasser so lange kneten, bis er sich aufgelöst hat. Enthält der Ton allerdings nur wenig Wasser, so das er sich schlecht kneten lässt, nimmt er kaum Wasser auf. Aber wenn man ihn in der Sonne oder auf der Heizung ganz trocknet und dann ins Wasser legt, saugt er sich recht schnell voll wie ein Schwamm.

BILD: Tonaufbereitung.
Nachdem der Ton/Lehm in Wasser aufgelöst ist, wird der dünnflüssige Brei durch ein Mehlsieb (links) oder ein Gewebe gefiltert (Mitte). Man kann aber auch die Schwerkraft für sich arbeiten lassen (rechts).

Das Filter-Gewebe sollte nicht zu fein sein (beispielsweise ein alter Strumpf). Sieb und Gewebe setzen sich schnell zu und man muss die Oberfläche etwas »massieren«. Nimmt man die Schwerkraft zu Hilfe setzen sich die schwersten und gröbsten Bestandteile als erstes im Wasser ab und schwimmende Holz- und Pflanzenteile kann man an der Oberfläche abschöpfen. Mit mehrmaligen geschickten umgießen kann so ein sehr feiner Ton hergestellt werden.

Der gefilterte Tonbrei wird jetzt einige Stunden in einem – möglichst hohen – Gefäß stehen gelassen. Der Ton ist dann zu Boden gesunken und man kann das Wasser ganz vorsichtig abgießen. Der jetzt dickflüssige Tonbrei wird entweder Staub geschützt ausgebreitet (beispielsweise auf einem alten Backblech, oder ähnliches), oder in einen nicht glasierten Tontopf gegossen, der das Wasser aus dem Ton zieht und an der Aussenseite verdunsten lässt. Nach einigen Tagen sollte soviel Wasser verdunstet sein, das der Ton die richtige Konsistenz hat.

Jetzt muss die Luft raus geschlagen werden! Das ist sehr wichtig, da Luftbläschen den Ton beim brennen sprengen können. Dies geschieht durch kneten und schlagen auf einer glatten sauberen Fläche bis er eine gleichmässige und geschmeidige Konsistenz hat.
Jetzt ist der Ton einsatzbereit!

Und nebenbei; es ist übrigens keine gute Idee, oft die Utensilien und die Hände in der Spüle/im Waschbecken zu waschen. Der Ton verstopft nach kurzer Zeit die Rohre!

Formen

Da es mir am Anfang mehr um die Methode des Brennens ging als um die Ergebnisse, habe ich zuerst einfach kleine Ziegelchen gebrannt. Später kamen einige Stempel mit Ornamenten dazu und kleine Formen für Andenken und Anhänger. Zusammen mit einem Kinderpoststempel (auswechselbare Buchstaben), brenne ich auch heute noch kleine Andenken in Feuern zu passenden Gelegenheiten.

BILD: Verschiedene rechteckige Gips- und Latex-Formen mit runden Ornamenten, Lebensbaum und Pferden.
Verschiedene Formen aus Gips und Latex.

Modellier-/Alabastergips eignet sich ausgezeichnet für Formen, da es auch feinste Strukturen gut abbildet. Vorteilhaft ist auch, das der Gips dem Ton der sorgfältig in die Form geknetet wurde, schon nach wenigen Minuten einen Teil des Wassers entzieht. Daher schwindet das Tonobjekt etwas und man kann es leicht aus der Form klopfen, um sie wieder mit neuem Ton zu füllen.

Ich habe mich auch schon an größeren Objekten versucht, aber da ist mir viel kaputt gegangen. Ich müsste den Ton dafür mit Schamott (gebrannter und gemahlener Ton) oder kalkfreien Sand abmagern, damit er unempfindlicher auf die Spannungen beim erhitzen und abkühlen reagiert. Aber dazu habe ich noch nicht die richtige Motivation gehabt. Die kleinen Andenken sind schnell und einfach herzustellen und sehr gutmütig beim Brand.

Brennen

Das in den Tonmineralen gebundene Wasser ist erst bei 500° Grad vollständig verdampft. Danach bilden sich bei über 600 °C die ersten Schmelzen, die die Pulverteilchen verkitten. Eine Keramik, die beim Anschlagen hell klingen soll, muss also mindestens bis zu dieser Temperatur gebrannt werden. Von 1000 °C an bildet sich ein weiterer Kristall (Mullit). Allerdings kann mancher Ton/Lehm bei über 1000° Grad auch schon anfangen zu schmelzen. Temperaturen über 1000° Grad sind aber mit einem normalen offenen Holzfeuer so gut wie nie zu erreichen! Gutes trockenes Brennholz (beispielsweise Buche) erzeugt eine gute Glut und erreicht im offenen Feuer längere Zeit über 800° Grad. Weichholz, wie Pappel- oder Weidenholz, welches man oft an Flussufern findet, erzeugt dagegen kaum Glut und erreicht selten 800° Grad. Die Temperatur hängt auch stark vom Luftzug ab.

BILD: Verschiedene Tonobjekte liegen zwischen Glut und Asche.
Gegen Ende des Brandes.

Voraussetzung zum brennen ist, das die Objekte knochentrocken sind, sonst platzen Teile beim erhitzen ab! Einfach an der Luft trocknen reicht nicht. Daher lege ich sie vorher ein paar Stunden in die Sonne oder auf die Heizung. Natürlich kann man sie auch auf warmen Steinen direkt am Feuer trocknen. Auch wenn sie trocken sind sollten sie nicht zu abrupt mit dem Feuer in Berührung kommen. Früher legte ich meine Objekte deshalb oft zwischen zwei Halbscheite, die ich dann vorsichtig im brennenden Feuer deponierte. Mittlerweile baue ich das Brenngut meistens in den Holzhaufen ein und entzünde das Feuer von oben, so das es langsam nach unten brennt und die Tonobjekte langsam von oben erhitzt werden.

Kleine Objekte von wenigen Zentimeter Größe und nicht viel mehr als einen halben Zentimeter Dicke sind problemlos in einem offenen Feuer zu brennen. Da geht mir nur ganz selten mal was kaputt. Ich habe schon glühende Stücke mit einem Stock direkt aus dem Feuer gepuhlt, ohne das mir was zersprungen wäre. Aber grundsätzlich sollte der Brand besser langsam abkühlen, um Spannungen zu vermeiden. Die Tonobjekte sollten mindestens 30 Minuten in der Glut durch glühen. Mit dem langsamen erhitzen und abkühlen zusammen dauert der Brand also so drei oder vier Stunden. Eine längere Brennzeit ist natürlich auch kein Problem.

Aber größere Objekte sind mir meistens zersprungen. Umso größer bzw. dickwandiger die Objekte sind, umso langsamer und gleichmäßiger müssen sie heiß werden und abkühlen. Damit der Ton die Temperaturschwankungen in einem offenen Feuer besser aushält, müsste er stark gemagert werden. Ich habe aber mit größeren Objekten nicht mehr weiter experimentiert.

Aussehen

Das Aussehen von Ton-Objekten nach einem Brand im offenen Feuer ist weitgehend unberechenbar!

BILD: Verschiedenfarbige Tonobjekte.
Der weiß brennende Ton unter verschiedenen Bedingungen (1-4) und durch Glasur und Engobe verschönert (5-7).

Alle Tonobjekte oben auf dem Foto sind aus dem gleichen Ton hergestellt. Unter idealen Bedingung brennt der Ton fast weiß (1). In einer Sauerstoff reduzierten Atmosphäre färbt sich je nach Dauer des absichtlich oder zufälligen Sauerstoffentzugs die Keramik grau bis schwarz (2-3). Bei Abbildung 4 sorgte vermutlich Eisenoxyd im Feuer für eine gelblich-bräunliche Einfärbung des weißen Tons (möglicherweise war ein rostiger Nagel in der Nähe). Die Oberfläche der Tonobjekte kann auch mit einer Engobe (6) oder einer Glasur (5+7) gezielt verschönert werden. Eine Engobe ist einfach nur mehr oder weniger dünnflüssiger sehr feiner anders farbiger Ton (in dem Fall Lehmschlicker). Einfach etwas Ton/Lehm in Wasser auflösen, absinken lassen und nur die oberste Schicht verwenden (eventuell wiederholen). Für die Glasur ist eine spezielle niedrigbrennende Glasur (~850° Grad) nötig, da die handelsüblichen Glasuren bei Temperaturen schmelzen, die in einem offenen Feuer nur selten erreicht werden können.
Und noch Mal der Hinweis; die Ergebnisse eines Brandes im offenen Feuer sind zumeist einzigartig und nicht wiederholbar.

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