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Rheinschotter

BILD: Getrommelter Rheinschotter, gesammelt bei Köln
Getrommelter Rheinschotter, gesammelt bei Köln.

Gerne gehe ich auf den Kiesbänken, Ufersäumen und am Strand des Rheins spazieren. Neben allerhand interessantem und uninteressantem Zeug, findet man dort natürlich auch massenhaft – auf den ersten Blick eintönigen und eher unansehnlichen – Schotter. Einige dieser schon freundlicherweise vom Rhein vor geschliffenen Steine können allerdings poliert schön gemustert oder gefärbt sein und ein durchaus gefälliges Aussehen haben. Diese nehme ich mit nach Hause, um sie dort in einer Gummitrommel zu polieren oder - eher selten - auf zuschneiden.

Trommelsteine

Trommelsteine (auch Barocksteine genannt) sind unregelmässig geschliffene und polierte Mineralien, Gesteine oder nicht für Schmuck geeignete preiswerte Edelsteine. Sie werden häufig zu Dekorationszwecken, letztere aber auch als Heil- und Monatssteine angeboten. Diese Steine kommen meist aus Südamerika und werden dort industriell hergestellt.

Trommelsteine kann man aber auch einfach selber herstellen. Dazu braucht es nur einfache Geräte die mit Hilfe einer sich drehenden Gummi-Trommel oder eines vibrierenden Spirators die Steine schleifen und polieren. Im Prinzip beschleunigt man nur die natürlichen Prozesse der Bäche und Flüsse, indem die Steine durch Bewegung ständig aneinander gerieben und gestossen werden Der Vorgang wird mit geeigneten Schleifmitteln wesentlich beschleunigt.

Sammeln und vorbereiten

BILD: Ein Haufen roher Steine
Gut abgerundete schleifwürdige Rohsteine ohne Risse aus dem Rheinkies.

Anstatt aber das Rohmaterial zu kaufen, suche ich mir die Steine vor meiner Tür im Rheinschotter. Mit der Zeit entwickelt man ein Auge für schleifwürdige Steine.

  • Praktisch alle der schleifbaren Schotter im Rheinkies bestehen aus Quarz; er ist hart, dicht und gut polierbar. In erster Linie findet man Milchquarz (der auch oft schon gut abgerundet ist), Lydite, Kieselschiefer, Hornsteine; man kann aber auch allerlei Verkieselungen und – mit etwas Glück – Achate, Sarder, Karneol, Jaspis und Chalcedon finden. Und sogar auch mal – mit viel Glück – einen »richtigen Rheinkiesel«; einen abgerollten Bergkristall!

  • Weiche Gesteine wie Sandstein können nicht poliert werden! Aber auch der harte Granit lässt (wegen schlecht polierbarer Zwischenschichten) meist den rechten Glanz vermissen.

  • Man kann auch schon ein wenig erahnen, wie der jeweilige Stein poliert aussehen könnte, wenn man ihn nass betrachtet.

  • Es sollte schon beim sammeln darauf geachtet werden, das der Stein keine Risse oder konkave Flächen hat. Nicht nur, das die meisten Risse nicht oberflächlich sind und daher nicht "weggetrommelt" werden können; es setzen sich auch Schleifkornreste in ihnen fest und zerkratzen die Steine spätestens beim polieren. Und an konkaven Flächen kann das Schleif/Poliermittel nicht/nur sehr schlecht arbeiten. Kleinere Risse und Unebenheiten kann man gegebenenfalls vor dem trommeln noch mit einer Schleifmaschine (Silizium-Scheibe) beseitigen.

  • Darauf achten, das nur ein oder zwei maximal 4cm große Steine und nur wenige Steine über 2,5cm, aber viele kleinere Steine in die Trommel kommen. Umso mehr Berührungspunkte die Steine haben, umso effektiver ist das schleifen.

Das »trommeln« der Steine

BILD: Doppeltrommelschleifmaschine
Meine Doppeltrommelschleifmaschine.

Eine Trommelschleifmaschine braucht zwar deutlich mehr Zeit als ein sogenannter Spirator, ist aber leiser und preiswerter in der Anschaffung (und man kann sich auch was selbst bauen).

Ich befülle die Trommel zu dreiviertel mit Steinen, gebe das jeweilige Schleif- oder Poliermittel hinzu und fülle bis einen daumenbreit über den Steinen Wasser ein.

  • Ich beginne direkt mit 400er Schleifmittel (etwa 6% des Steingewichtes). Man kann sich 80er und 220er Schleifmittel sparen, da 400er in der Praxis fast genau soviel Abrieb wie 80er hat.

  • Nach 5-10 Tagen Steine und Trommel gut abwaschen. Jedes übersehende Körnchen wird beim nächsten Schleifvorgang zu Kratzern führen! Nur die Steine deren Oberfläche makellos ist, kommen in die Trommel zum fein schleifen. Der noch fehlerhafte Rest kommt wieder zurück – zusammen mit neuen Steinen – in die Trommel mit 400er.

  • Nach 3-5 Tage Feinschliff mit 1200er Korn wieder gründlich waschen und dann mit Polierpulver, beispielsweise Aluminiumoxyd, etwa 10-14 Tage polieren (ich besitze dazu eine Extra-Trommel). Ich gebe dem Poliervorgang noch knapp eine handvoll Nussschalen dazu, damit die Steine nicht so aneinander schlagen und einen Schuss Spülmittel, damit das Polierpulver nicht in die feinen Ritzen kriecht.

  • Wenn am Ende einige Steine noch nicht zufriedenstellend poliert sind; einfach der nächsten Charge wieder bei geben.

  • Und – achja – es ist übrigens keine gute Idee, die Schleif- und Poliermittelreste einfach in den Ausguss zu schütten oder im Klo zu entsorgen. Es verstopft euch nach kurzer Zeit die Rohre!

Hier gibt es noch eine weitere Anleitung zum Trommelschleifen und eine zum Steine schneiden und polieren.

Im Rheinischen Mineralien-Kontor gibt es beispielsweise eine Trommelschleifmaschine wie die oben Abgebildete und das nötige Schleif- und Poliermittel.

Verkieselungen und Edelsteine aus dem pliozänen Rheinschotter bei Köln

BILD: Eine Verkieselung mit kleinen runden Einschlüssen
Der Kieseloolith ist das Leitgestein der quarzreichen pliozänen Rheinschotter.

Zuweilen besuche ich auch Stellen in der Umgebung von Köln wo der sogenannte pliozäne Rheinschotter zu Tage tritt, weil dort die Chance schleifwürdige Steine zu finden größer ist. Diese, auch als Kieseloolith-Terrassen bezeichneten alten Kiesschichten aus dem Pliozän (vor 3-5 Millionen Jahren) sind die ersten Ablagerungen des Rheinsystems wie wir es heute kennen.

Seit dem hat sich das rheinische Schiefergebirge gehoben und der Rhein sich infolge dessen tief eingegraben, weshalb man die ältesten Rheinschotter (eben die Kieseloolith-Terrassen) am Mittelrhein hoch oben auf den Talrändern findet. Hingegen senkte sich gleichzeitig die Niederrheinische Bucht, so das sich die pliozänen Kiese dort mit einer Mächtigkeit von bis zu 300 Meter ablagern konnten. Die oberen Kiesschichten am Niederrhein, bzw. die im Tal liegenden Schotter am Mittelrhein, haben pleistozänes Alter und was man so am heutigen Rheinufer sieht ist sogar größtenteils aus dem Holozän (also aus den letzten 10.000 Jahren).

Zurück zur pliozänen Kieseloolith-Terrasse: Da seit dem Pliozän (die Steine selbst sind ja noch viel älter) viele zerstörerische Einflüsse auf die Steine gewirkt haben ist heute nur noch das härteste Gestein übrig geblieben. Hauptsächlich die Quarze; dazu gehören Verkieselungen wie Kieseloolith, Muschelbrekzie, Kieselhölzer und verkieselte Fossilien. Aber auch Quarzqualitäten wie die schon weiter oben erwähnten Achate, Chalcedone, Karneole und Jaspis. Dieser helle Kies wird im Rheinland auch gerne für Einfassungen (Friedhof, Garten) und für Wege verwendet. Also Augen auf! Diese "Edelsteine" haben natürlich zumeist keine Schmuckqualität und es sind fast nur kleine Bruchstücke, aber immerhin.

Zu meiner Foto-Galerie "Edelsteine" aus dem Rheinschotter.

Hier gibt es noch weitere Bilder von Achaten aus den Kiesgruben bei Bottrop (tolle Macro-Aufnahmen) und Geröll-Achate vom Niederrhein.

Und hier noch ein Link der wichtigsten Rheingerölle.

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